Samstag, 13. Januar 2007

Wann verliert man sich selbst?


Es geht nicht darum, wer Recht hat und wer Unrecht.
Mir geht es darum, wie du den Begriff "Gabe" verwendest. Ich weiß, dass du darin durchaus nicht immer ein Privileg siehst. Doch in einigen deiner Ausführungen kommt genau diese Sichtweise durch und darin kann ich erkennen, dass dir die Schwierigkeit dieser "Gabe", die Tortur, nicht immer bewusst ist.
Allein die Tatsache, dass diese Eigenschaft so schwierig ist, schließt die Möglichkeit, dass man mit dieser "Gabe" (oder wie ich es lieber mag - Fähigkeit) etwas Besseres ist, aus.

Es ist amüsant zu beobachten, wie du nach einer geringen Kritik gleich behauptest, in meinen Ausführungen fehle die Zwillingsseele. Wenn du es so empfindest, ist es durchaus möglich. Du hast Recht, harte Formulierungen schränken die Phantasie ein. Aber man sollte sich des Gegenstandes seiner Phantasie immer bewusst sein - und das ist leider längst nicht immer der Fall. Und wenn es so ist, muss man manchmal die Notbremse ziehen, um das Bewusstsein wieder zu aktivieren.

Aber ich möchte dieses Thema nicht unbedingt fortsetzen. Du hast bereits geschrieben, dass es viel zu lange diskutuiert wurde, wobei es lediglich um eine Formulierungsschwäche geht, bei der wir uns nicht einigen können.

Dir fehlten meine weiterführenden Ideen, der Ausbau der Gedanken?
Hier sind sie:

Was ist der Grund dafür, dass sich die Menschen oftmals so sehr nach außen verschließen?
Man lebt nur noch in seiner eigenen kleinen Welt und ist nicht mehr bereit, seine Gedanken und Träume zu erweitern.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich seit dem Mittelalter im Inneren der Menschen nicht viel getan hat. Ja, es gibt neue Ansichten, Werte und Vorstellungen. Ich will gar nicht erst von den modernen Errungenschaften sprechen.
All das haben sich die Menschen zu nutze gemacht - in ihre kleine, begrenzte Welt integriert, so wie es ihnen passt.

Aber warum versucht man meistens gar nicht erst, die ganze große Welt, in der man lebt, Teil von einem selbst zu machen?
Es ist wohl die Angst um die eigene beschränkte Wirklichkeit, die die Menschen daran hindert. So entwickeln sich mit der Zeit eingerostete Meinungen und Ansichten, Geschmäcker un Vorstellungen.

Eins kann ich nachvollziehen. Es ist die Angst, sich selbst zu verlieren. Du hast bereits geschrieben - die Gegenwart und Zukunft baut auf der Vergangenheit. Man kann sich nur aus der eigenen Vergangenheit heraus entwickeln, um keine Marionette der Trends zu werden.
Aber mich beschäftigt immer wieder die Frage:

In wie weit kann man die eigene Vergangenheit denn ausbauen? Ist nicht auch irgendwann Schluss und du stehst einfach da, mit genau solchen verrosteten und unveränderlichen Idealen wie die anderen?
Manchmal wird man, nur wenn man sich selbst treu bleibt, als altmodisch abgestempelt. Ist es nur das Argument derer, die den Trends nachjagen oder ein wirklicher Nachteil, in seiner eigenen Entwicklung stehen geblieben zu sein?
Was meinst du dazu?