Es ist nicht nur das Schlimme, dass wir so wenig - oder meinetwegen eben nicht genug - über die Erde wissen, sondern dass uns der Wille fehlt, sie zu verstehen. Der zivilisierte Mensch empfindet die Erde an sich gar nicht so unmittelbar, er fühlt sich nicht als Teil von ihr. Als Teil der Gesellschaft - ja, aber nicht als Teil der Natur. Der moderne Mensch ekelt sich vor natürlichem Leben.
Für mich ist das beste Beispiel von purem, brutalem Leben der Urwald. Wo das Leben jeden Quadratzentimeter einnimmt, wo der ganze Boden von Verrottung lebt, wo sich der Prozess des Lebens und des Sterbens jede Sekunde auf eine ungeheuerliche Weise regeneriert. Ich glaube, ich würde es gerne mit eigenen Augen sehen wollen. Aber wenn es einem erstmal bewusst wird, wie rücksichtslos und brutal die Natur ist - es ist bestimmt kein leichtes Bild...
Nun wieder zurück zum Kosmos.
Sicherlich ist es erschreckend, etwas da draußen zu wissen, was man nicht einmal wahrnehmen kann. Andererseits darf man auch nie 100%ig seinen Sinnen vertrauen, denn die Wahrnehmung kann auch oft täuschen. Eben so wie im Fall der dunklen Materie. Denn sie existiert auch ohne gesehen zu werden.
Ja, was hält eigentlich den Kosmos zusammen? Wenn man die Frage schon so formuliert, stellt sich mir automatisch die nächste Frage: Was ist dahinter? Wenn den Kosmos nichts zusammenhalten würde, würde er ganz einfach auseinanderbröckeln und seine Teile würden wieder in ein anderes All (oder eben Nichts, wenn man so will) fallen.
Mich interessiert es nicht einmal so sehr, wie groß die Ausdehnung des Kosmos ist, sondern die Frage, ob er endlich ist. Wenn es nicht so wäre, fände ich es ganz schön beruhigend - denn Unendlichkeit ist im Grunde etwas Geborgenes, solange man es nicht am eigenen Leib erfahren muss.
Gibt es überhaupt soetwas wie Grenzen? Oder erschaffen wir sie uns immer selbst?
Die Idee des menschlichen Bewusstseins.
Ob in den Menschen die gleiche Menge an Bewusstsein angelegt ist? Nein, ich vermute, dass das Bewusstsein in keinem Menschen angelegt ist. Dagegen ist nur die natürliche Neugier angelegt. Erinnerst du dich daran, als du noch ein kleiner Junge warst - wie oft du deine Eltern nach verschiedenen, oft auch alltäglichen Dingen gefragt hast, die allen anderen normal und nicht bemerkenswert vorkamen. Doch du hast es wissen wollen. Und das erstaunliche daran ist, dass für dich die Frage "Was ist der Tod?" genauso wichtig war wie "Wo wächst ein Apfel?".
Das Bewusstsein fängt erst an dem Punkt an, an dem du selbständig anfängst, deine gewonnenen Erkenntnisse selbst zu strukturieren und Zusammenhänge herzustellen.
Und es hängt von jedem einzelnen Menschen ab, wie sehr er dieser Tätigkeit nachgeht, sein eigenes Handeln und viele andere Dinge hinterfragt.
Die Vermutung, dass es eine höhere Intelligenz gibt, schließt die These nicht aus, dass wir nur eine Laune der Natur sind.
Es könnte auch sein, dass es keine höhere Intelligenz in dem Sinne ist, sondern ein riesiger Apparat, der durch die Erfahrungen der Menschen künstlich Bewusstsein anreichert. Das kosmische Bewusstsein eben. Das muss aber noch nicht heißen, dass dieser Apparat selbst über ein separates Bewusstsein verfügt.
Und dass wir nur eine Laune der Natur sein könnten... Nun, dem kosmischen Bewusstsein wäre es im Prinzip egal, aus welcher Quelle es sein Material beschafft, aber das würde voraussetzen, dass es außer uns noch mindestens eine andere Intelligenz im Kosmos gibt.
Was hältst du für wahrscheinlicher?
Glück.
Warum reicht der Wille, glücklich zu werden, nicht aus, um es auch zu sein? Ich weiß warum. Weil man diese Unfähigkeit immer auf die Umwelt schiebt. Ja, es gibt immer genug Gründe von außerhalb, die das Glück verhindern können, aber letztendlich ist das individuelle Glück nur abhängig vom einzelnen.
Warum will der Mensch so selten verstehen, dass die Sehnsucht an sich schon das Glück darstellt? Die Erfüllung ist dagegen nur ein kurzer Glücksmoment, der mit der Zeil erlischt. Man stumpft ab, wenn man sich nicht permanent neue Träume aufbaut und wenigstens ihre Erfüllung anstrebt.
Ja, natürlich ist es schwer für den Menschen, sich mit diesem Kreislauf abzufinden, weil er ihn auf der Gefühlsebene, wo das Glück ja eigentlich hingehört, gar nicht wahrnimmt. Es ist immer einfacher zu sagen: das und das stört mich noch, deshalb kann ich nicht glücklich sein.
Und trotzdem möchte ich es schreiben:
Ich bin glücklich über vieles in meinem Leben, glücklich darüber, überhaupt hier sein zu dürfen, glücklich, Träume und Sehnsüchte zu haben, auch wenn sie noch so unnerreichbar sind.
Und was ist jetzt? Löst diese Aussage jetzt Neid aus? Darf man in dieser tristen Welt nicht mehr glücklich sein?
Ja, in einem hast du Recht. Es gibt überall Lücken, um voranzukommen.
Zurück zur tristen Welt.
Man kann darüber streiten, wie gut es bei der Entwicklung der Gesellschaften steht. Dabei muss man allerdings klarstellen, was man dabei als "gut" versteht.
Ich gehe nämlich davon aus, dass die Natur an sich ganz andere Vorstellungen von diesem "gut" hat.
Ich weiß, dass es für den aufgeklärten Menschen der Moderne meistens im Vordergrund steht, nach Recht und Vernunft zu leben, sich frei entfalten zu können, ein Miteinander zu bilden. Und wir beide wissen, dass all das nur dann wirklich funktioniert, wenn diese Prinzipien in der ganzen Welt gelten. Doch das Problem liegt darin, dass die Gesellschaften in anderen Teilen der Welt schon wieder ganz anders sind. Nicht so "fortschrittlich", würden wir sagen.
Aber was verstehst du überhaupt unter "Fortschritt"? Merkst du das paradoxe in diesem Wort?
Insgesamt halte ich unseren sogenannten Fortschritt zwar für erstebenswert, aber nicht überlebensfähig. Unsere westliche Gesellschaft ist nicht stark genug. Vielleicht sollte das Ideal von ihr nach Verstand und Vernunft funktionieren, aber selbst das wäre gegen die Natur. Denn in der Natur überlebt nur der Stärkere.
Und leider kommt es mir so vor, als wäre die islamische Gesellschaft mit ihren unterdrückten Frauen und dem Mangel an eigenem Denken, sowie die chinesische Gesellschaft, in der die Menschen wie Ameisen rumlaufen und ein Menschenleben nichts zählt - als Ganzes viel stärker als unsere doch so humanistische Gesellschaft. Leider.
Doch warum? Kennt die Natur keine Gerechtigkeit?
Der Spruch mit den apokalyptischen Reitern ist interessant. Doch ich frage mich - wenn der Kapitalismus schon jetzt so negativ eingestuft wird - welche realen Alternativen gibt es denn?
Untätig dem Leid der anderen zusehen.
Dieser Punkt quält mich sehr oft. Zivilcourage zeigen. Eingreifen. Doch wer tut das? Die wenigsten. Und auch bei mir merke ich bei den meisten Situationen, wie ich es nicht schaffe, zu helfen oder zuminest ins Geschehen mit einzugreifen. Selbst wenn es darum geht, einem alten Menschen in der Bahn zu helfen - es ist so vadammt schwer, den Schritt zu machen. Aber warum?! Es ist nicht die Gefühllosigkeit oder der Mangel an Bewusstsein. Meistens ist es nicht mal die Angst, weil ich noch keine wirklich gefährlichen Situationen miterlebt habe.
Doch was ist es, sag es mir?! Es ist schlimm, was die Anonymität mit einem machen kann...
Fundamentalismus und Nationalismus.
Ja, Vernunft und Verstand werden ausgeschaltet. Es ist der einfachere Weg, den so viele wählen. Ohne sich bewusst zu werden, dass sie auch Teil des Ganzen sind, das sie mit ihren Ideen vergiften.
Wie man bei den Fundamentalisten vorgehen müsste? Im Prinzip... Man kann diesen Menschen nichts gewaltsam deutlich machen. Weil Sturheit immer gewinnt. Ihre einzige Chance ist ihr Schicksal - im Leben genau darauf zu stoßen, was man selbst immer stur widerlegt hat. Und zwar so, dass man nicht mehr die Augen davor verschließen kann.
In dem Zusammenhang mit Nationalismus fällt mir noch der Empirismus ein. Früher überall vertreten, doch nun absolut unzeitgemäß.
Wenn ich mir Russland so anschaue... Es ist einfach verrückt, was die machen. Mit Japan einen Krieg um irgendwelche kleinen Inseln zu führen, sich vor den anderen so behaupten, dass man angsteinflößend wirkt. Doch kann man überhaupt so wirken, wenn man sich als Staat nicht einmal um die eigenen Bürger kümmert? Wo bleibt da die Demokratie?
An Europa glauben nicht mehr viele. Ich schon.